„Vom Kyu-Grad bis zum 5. DAN“

Im Rahmen eines Landeslehrganges in Dortmund mit Roland Nemitz (6. DAN Aikido) im Mai 2015, wurde ich darauf angesprochen, ob sich die Aikido-Abteilung des DJK Lenkerbeck bereit erklärt, einen Landeslehrgang für das kommende Jahr auszurichten. Nach kurzer Überlegung sagte ich zu, diesen Landeslehrgang für den Verband AVNRW in der zweiten Jahreshälfte 2016 auszurichten.

 

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Die Wahl des Lehrers, der unseren Lehrgang leiten sollte, fiel schnell auf Oli Sell, 3. DAN Aikido. Nachdem ich Kontakt zu Oli Sell, den ich bereits von früheren Lehrgängen her kannte, aufgebaut hatte wurde der Termin am 22. Oktober 2016 als Lehrgangstermin vereinbart.

Die Einquartierung von Flüchtlingen im Oktober 2015 in die große Halle der Wilhelm-Raabe-Schule und die damit verbundene Neustrukturierung von Hallenbelegzeiten, für uns als Aikido-Abteilung in einer neuen Halle, hätten den geplanten Lehrgang fast scheitern lassen.

Zu allem Überfluss schafften wir es noch, etwa 2 Stunden vor Lehrgangsbeginn, uns erfolgreich aus der Halle auszuschließen. Adresse und Telefonnummer des zuständigen Hausmeisters, nebst das dazugehörige Handy waren sicher in der Halle verschlossen. Nach einigem Überlegen und mehreren erfolglosen Versuchen die Hallentüre anderweitig zu öffnen, wurde telefonischer Kontakt zu anderen Sparten unseres Hauptvereins geknüpft. Kurze Zeit später konnte auf diesem Weg noch ein Ersatzschlüssel der Halle organisiert werden.

Im Vorfeld hatten sich etwa 50 Lehrgangsteilnehmer aus den verschiedenen Vereinen angesagt, ein Teilnehmer erschien sogar aus dem schönen Baden-Württemberg. Wir waren über die hohe Teilnehmerzahl sehr erfreut. Mit dem ausgewählten Lehrer hatten wir damit voll ins Schwarze getroffen.

Als Polizeibeamter zeigt Oli Sell sein praxisbezogenes Aikido, in dem die effektive Selbstverteidigung und die Eigensicherung an erster Stelle steht. In vorbildlicher Weise hat er auch sein ausgegebenes Lehrgangsmotto: „Vom „Kyu-Grad bis hin zum 5. DAN“ umgesetzt. Wegen des großen Andranges auf der Matte entschied sich Oli spontan für Techniken, in der sowohl der Angreifer als auch der Verteidiger ein Messer führt.

Zunächst wurden alle gezeigten Techniken mit der Hand und anschließend mit dem Messer ausgeführt. Beim führen der eigenen und abwehren der gegnerischen Waffe ergaben sich plötzlich unterschiedliche Distanzen, die es zuvor bei den Handtechniken nicht gegeben hatte. Es war äußerst schwierig dem gegnerischen Messer einerseits sicher auszuweichen und die eigene Waffe so zu führen, dass eine direkte und situationsbezogene Verteidigung möglich war. Auch das ziehen der eigenen Waffe, um einen potenziellen Angriff abzuwehren, erwies sich als sehr schwierig. Für die Teilnehmer des Lehrgangs war all dies eine neue Erfahrung.

 

 

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Im Laufe des Lehrgangs hat Oli immer wieder betont, wie wichtig die Eigensicherung ist, um sich erfolgreich gegen einen Angreifer wehren zu können. Die Ausführung der Technik „Messer gegen Messer“ hat jedem deutlich gezeigt, wie schnell das gegnerische Messer sein Ziel erreichen kann, wenn man den Aspekt der Eigensicherung nicht im ausreichenden Maße berücksichtigt hat. Zugleich musste aber auch die eigene Waffe zielgerichtet eingesetzt werden. Das exakte Ausweichen und das Führen des Angreifers wurde daher im Vorfeld immer wieder geübt. Dabei war es gleichgültig, ob der Angreifer eine Waffe führte oder ob er mit einem Schlag angriff. Der „Sabaki“ und die Beachtung der unterschiedlichen „Distanzen“ zog sich daher wie ein roter Faden durch den gesamten Lehrgang. Immer wieder ging es darum die Linie frei zu machen und den gegnerischen Angriff ins Leere laufen zu lassen. Der Schutz der eigenen Person hatte dabei immer höchste Priorität. Es dauerte daher immer seine Zeit bis dieser „Knoten“ bei den Teilnehmern geplatzt war und die Technik einigermaßen flüssig über die Bühne ging.

Angesichts dieser ungewohnten Thematik ließ uns Oli ausgiebig üben, um neue Bewegungsmuster zu verinnerlichen. Stets war er zur Stelle, um Fragen zu beantworten und neue Bewegungsmuster noch einmal zu zeigen.

Alle Lehrgangsteilnehmer waren von der Vielfalt der gezeigten Techniken und der Möglichkeit, diese Techniken auch mit dem Messer umsetzten zu können, begeistert. Die fröhliche Stimmung, die über den gesamten Lehrgang herrschte, zeichnete diesen Lehrgang nochmals besonders aus.

Nach dem gemeinsamen Abbau der Matten konnten sich die Teilnehmer noch an unserem Lehrgangsbuffet ausreichend stärken und ihre Eindrücke nochmals Revue passieren lassen.

An dieser Stelle, sage ich Danke, lieber Oli, für die interessanten Eindrücke und für den tollen Lehrgang. Das Repertoire der gezeigten Techniken war beeindruckend. Allerdings hat es mich auch nachdenklich gemacht, wegen der allgegenwärtigen Gefahren, die Polizeibeamte in ihrem Dienst heute ausgesetzt sind.

Alles in allem war es ein sehr gelungener Landeslehrgang, der, so hoffe ich, allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben wird.

 

PA222251Allerdings muss man sagen, das ohne die Hilfe unseres befreundeten Vereins „AC Herten“, die uns personell und materiell mit Matten unterstützt haben, sowie das Sponsoring unseres Verbandes, dem Aikido-Verband NRW dieser Lehrgang nicht möglich gewesen wäre.

Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich die Hilfe durch unsere eigenen Abteilungsmitglieder, die durch ihren unermüdlichen Einsatz wesentlich zum Erfolg des Lehrgangs beigetragen haben. Auch an alle Kuchenspender geht nochmals unser Dank.

Klaus Michelbrink
DJK Germania Lenkerbeck, Marl 

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